Rheinufer schon diesen Sommer autofrei?
Vorgezogene Verbesserungen wären jetzt schon möglich
Das Bonner Rheinufer verkauft sich weit unter Wert. Von Basel bis Düsseldorf wissen viele Städte die Lage am Strom zu schätzen und haben aus den Innenstadt nahen Bereichen ihres Rheinufers Erholungszonen, Eventbereiche, Schlemmermeilen, Kulturerlebnisräume oder einfach nur schöne Orte mit Aufenthaltsqualität zum Treffen für Jung und Alt gemacht. Nur Bonn hat es bisher nicht so recht geschafft, das Ufer zwischen Rosental und zweiter Fährgasse richtig attraktiv zu machen.
Das soll jetzt anderes werden. Und zwar nicht zum ersten Mal: Bereits vor Jahren hatte es einen Wettbewerb im Rahmen der "Regionale 2010" gegeben. Dessen nie umgesetztes Ergebnis einschließlich Gestaltungshandbuch für Promenade und Verbindungswege zur Innenstadt wird mit dem neuen Wettbewerb aufgehoben. Im neuen Wettbewerb sollen Landschaftsarchitekten und Verkehrsplaner Konzepte für die Neugestaltung entwickeln. Die Pläne der Sieger werden dann als Vorentwurf zur Grundlage für die künftige Gestaltung.
Gemeinsame Konzeption von ADFC und Radentscheid
Vor dem Start des neuen Wettbewerbs waren Bürger*innen und Verbände im Februar und März im Rahmen eines Beteiligungsverfahrens zu eigenen Vorschlägen aufgerufen. In diesem hatten ADFC und Radentscheid ein gemeinsames Verkehrskonzept für die künftige Verkehrsgestaltung am Rheinufer entwickelt und vorgestellt. Die Kernelemente des Konzepts: Aufenthaltsqualität für Menschen statt parkende Autos; Kfz-Verkehr auf das unbedingt erforderliche Maß reduzieren; genügend Platz auf weitgehend getrennten Flächen für flanierende Menschen und Radverkehr.
Beitrag zur Verkehrswende sieht anders aus
Die Beschlussvorlage des Bonner Planungsamtes ist jedoch weit hinter dem zurückgeblieben, was den Namen Verkehrswende verdient hätte. In den Rahmendaten für die teilnehmenden Landschafts- und Verkehrsplaner, die in der Sitzung des Ausschusses für Mobilität und Verkehr am 20.4. zur Debatte standen, war lediglich von einer Einbahnstraßenregelung als Vorgabe die Rede. Der ADFC hatte den Ausschussmitgliedern noch einmal eine Stellungnahme und das gemeinsam mit dem Radentscheid entwickelte Verkehrskonzept übersandt. Das fand sich zum Glück auch in einem gemeinsamen Antrag der Klimakoalition aus Grünen, SPD, Linken und Volt wieder. Darin heißt es: "Der gesamte Bereich der Rheinuferpromenade zwischen Rosental und Zweiter Fährgasse ist grundsätzlich den Fußgänger*innen und Radfahrer*innen vorzubehalten." Ausnahmen sollen lediglich für Anlieger und Anlieferer, Busse zur Rheinschifffahrt, Taxen und MIV-Fahrten für Menschen mit Gehbehinderungen sowie den Bereich zwischen Josefstraße und Rheingasse mit der Ein-/Ausfahrt der Operngarage möglich sein.
Vorgezogene Verbesserungen wären jetzt schon möglich
So startet jetzt der städtebauliche Wettbewerb, für dessen Umsetzung am Ende Fördergelder des Städtebauministeriums winken. Die Realisierung soll in zwei Abschnitten bis 2024 bzw. 2027 erfolgen. Doch was hindert die Stadt daran, das Verkehrskonzept bereits jetzt umzusetzen? Viele Bürger*innen wären wohl froh, im zweiten Pandemiesommer mehr Platz am Rhein genießen zu dürfen. Auch ohne große Baumaßnahmen ließen sich schnell Verbesserungen für den Rad- und Fußverkehr und die Aufenthaltsqualität zwischen Beethovenhallte und Ernst-Moritz-Arndt-Haus erzielen. Die Fraktionen der Klimakoalition wollen das jetzt prüfen. Man darf gespannt sein.