Radentscheid und ADFC begrüßen vom Rat beschlossenes Radnetz
Stadt soll jetzt die wichtigsten Routen vorrangig planen und umsetzen
Einen wichtigen Meilenstein für die Entwicklung des Radverkehrs in Bonn nennen die Initiative Radentscheid und der ADFC Bonn/Rhein-Sieg die Entscheidung des Bonner Stadtrates, sich auf ein Radroutennetz festzulegen. Auf Grund der langen Planungszeiten müsse jetzt zügig ein Umsetzungsplan aufgestellt werden. ADFC und Radentscheid schlagen dafür eine Priorisierung der wichtigsten und gefährlichsten Routen vor, damit Radfahrerinnen und Radfahrer zügig erste Routen nutzen können.
Die Initiative Radentscheid und der ADFC Bonn/Rhein-Sieg haben den Beschluss des Stadtrats für die Entwicklung eines Radroutennetzes in Bonn begrüßt. „Obwohl schon im alten Bonner Verkehrsentwicklungsplan von 2010 Fahrradrouten beschlossen waren, war es wichtig, die Planung an heutige Bedingungen anzupassen und den Beschluss zu aktualisieren“, betonte am Mittwoch Gerd Billen, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC. „Damit ist nun die Basis geschaffen, den Ausbau der Radwege an den richtigen Stellen voranzutreiben und den auch im Radentscheid beschlossenen Netzgedanken mit durchgehenden Ost-West- und Nord-Süd-Routen sowie Verbindungen zwischen allen Stadtteilen und ins Kreisgebiet zu realisieren“, sagte Radentscheid-Sprecherin Sonja Thiele.
„Die Erlebbarkeit von sicheren Radrouten auf durchgängigen und ohne große Ortskenntnis zu nutzenden Strecken ist wesentlich für die Nutzung des Fahrrades“, so Thiele. „Dies gilt insbesondere für Menschen, die nicht über jahrzehntelange Fahrpraxis verfügen und nun vermehrt auf das Rad umsteigen. Die damit einhergehende Entlastung der städtischen Straßen vom Pkw-Verkehr kommt allen Bürger*innen und dem Wirtschaftsverkehr zugute.“ Gerd Billen vom ADFC und Steffen Schneider vom Radentscheid betonen, dass nun eine Priorisierung notwendig sei, um rasch erste Routen im Stadtgebiet erlebbar zu machen. „Das beschlossene Radnetz muss mit einem eigenen Umsetzungsplan und eigenständigen Maßnahmen ausgebaut werden“, fordert Schneider. „Denn eine Umsetzung allein im Rahmen von fälligen Kanal- und Straßensanierungen wie im Fall von Oxfordstraße, Adenauerallee und Bornheimer Straße schafft in absehbarer Zeit nicht das im Radentscheid beschlossene durchgängige Radwegenetz, sondern bleibt Stückwerk.“
Radentscheid und ADFC haben in den vergangenen Wochen eine eigene Priorisierung vorgenommen und im neuen Radnetzplan Problempunkte analysiert und diese nach vier Kriterien bewertet. Es ging dabei um vorhandene Gefahrenstellen, wichtige Lückenschlüsse, Schulrouten oder Strecken, auf denen Umsetzungsmaßnahmen konfliktarm umzusetzen sind. Zu den priorisierten Maßnahmen zählen ein Mittlerer Radring rund um die Bonner Innenstadt, zwei Hauptpendlerrouten aus Meckenheim nach Bonn, eine Verbindung zwischen Venusberg und Rhein sowie eine innerstädtische Verbindung von Endenich über Poppelsdorf nach Kessenich. Auch einer Verbesserung der Situation für Radfahrer in der Bahnunterführung Poppelsdorfer Allee hat für ADFC und Radentscheid hohe Priorität.
In Bad Godesberg sollten zügig der bahnparallele Radweg verbessert, teilweise verbreitert und bis Mehlem verlängert werden. Zudem schlagen ADFC und Radentscheid konkrete Maßnahmen auf zentralen Schulrouten vor (Gotenstraße, Pennenfeld). In Beuel sind besonders wichtig Kreuzungsentschärfungen etwa an der Autobahnauffahrt Beuel-Nord, an der Kennedybrücke und an der Einmündung Siegburger Straße/Pützchens Chaussee sowie die Querung der Niederkasseler Straße. Gravierende Gefahrenpunkte sehen ADFC und Radentscheid auf der Radroute Beuel-Ennert, insbesondere im Zuge der Pützchens Chaussee. Im Stadtbezirk Hardtberg sollten vorrangig die Hauptverbindungsachse vom Brüser Berg zur Innenstadt über Fontainengraben und Schieffelingsweg in Richtung Endenich verbessert werden. Zudem ist der Radweg entlang des Konrad-Adenauer-Damms als wichtige Querverbindung und Schulweg in einem schlechten Zustand. Alle Vorschläge liegen der Stadtverwaltung vor.
„Wir fordern die Oberbürgermeisterin, den Dezernenten und die Stadtverwaltung auf, jetzt die nächsten Umsetzungsschritte zu planen und umzusetzen“, so ADFC-Vorsitzende Annette Quaedvlieg. Dabei verweist Sonja Thiele auch auf den im Transparenzbericht zum Radentscheid im Mai 2023 von der Stadt zugesagten Umsetzungsplan hin, der bis heute nicht vorgelegt wurde. Die Planung für die vorrangigen Maßnahmen sollte 2024 erfolgen, die Umsetzung möglichst 2025 beginnen. An die Politik richten ADFC und Radentscheid den Appell, die Weiterentwicklung der Verkehrsinfrastruktur konstruktiv zu begleiten, insbesondere bei zu lösenden Interessens- und Flächenkonflikten. Thiele und Quaedvlieg hoffen „auf eine kontinuierliche Begleitung und Unterstützung durch alle Fraktionen und die politischen Gremien“.