Verkehrswende mit Bremsspuren
5/2023 Den Planungen der Verwaltung zur Neuaufteilung des Verkehrsraumes der Adenauerallee (B9) nach der notwendigen Kanalsanierung zwischen Koblenzer Tor und Bundeskanzlerplatz fehlt die Zustimmung der lokalen Politik - noch besteht Beratungsbedarf
Den Planungen der Verwaltung zur Neuaufteilung des Verkehrsraumes der Adenauerallee (B9) nach der notwendigen Kanalsanierung zwischen Koblenzer Tor und Bundeskanzlerplatz fehlt noch die Zustimmung der lokalen Politik. Bezirksvertretung Bonn und der Ausschuss für Mobilität vertagten das Thema, weil es noch Beratungsbedarf in der Koalition gibt. Die Stadtverwaltung will in dem Abschnitt der B9 in beiden Fahrtrichtungen Protected Bike Lanes einrichten und nur noch einen Fahrstreifen je Richtungsfahrbahn für den motorisierten Individualverkehr vorhalten. Die Adenauerallee ist faktisch bereits heute eine Hauptroute im Bonner Radverkehrsnetz. Dort gibt es starken Ziel- und Quellverkehr zu Bundesbehörden, Beethovengymnasium, Uni-Bibliothek und anderen Universitätseinrichtungen, Arbeitgebern und Arztpraxen.
Insofern ist der Hinweis auf die Alternativrouten Rheinufer und Kaiserstraße nicht stichhaltig. Der DTV, der durchschnittliche tägliche Verkehr, beträgt auf der Adenauerallee rund 21.000 Kfz und 3.500 Radfahrende pro Tag, letzteres mit steigender Tendenz. Schließlich ist die Strecke auch der direkte Weg vom Zentrum in Richtung Museumsmeile und Bundesviertel. Die Wegnahme eines Fahrstreifens für den Pkw-Verkehr hätte eigentlich kaum Auswirkungen, da der sich ohnehin durch das Nadelöhr Koblenzer Tor zwängen muss.
Wenn die Strecke bereits ab Bundeskanzlerplatz einstreifig ist, entfallen die stauträchtigen Reißverschluss-Einfädelungen vor dem Uni-Hauptgebäude. Bei der vorhandenen Breite des Straßenraums ist eine Aufteilung, die den geltenden Richtlinien (Richtlinien für Stadtstraßen, RASt 06 und Empfehlungen für Radverkehrsanlagen, ERA 2010) mit zwei Meter breiten Radfahrstreifen zuzüglich 0,50 m Sicherheitsstreifen entspricht, gar nicht anders möglich als jetzt geplant. Es sei denn, man will den Radverkehr gänzlich von der Adenauerallee verbannen.