ADFC macht Vorschläge für mehr Sicherheit auf Kennedybrücke - ADFC Bonn/Rhein-Sieg

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Bonn/Rhein-Sieg e. V.

Kennedybrücke © ADFC

ADFC macht Vorschläge für mehr Sicherheit auf Kennedybrücke

Über die Verkehrsführung für Radfahrende und Fußgänger auf der Kennedybrücke ist eine heftige Diskussion entstanden.

Hintergrund: Die Unfallkommission, die aus Vertretern der Stadt Bonn und der Polizei Bonn besteht, fordert, dass aus Gründen der Verkehrssicherheit der Radverkehr jeweils nur einspurig geführt werden soll. Die Ziele, die hinter diesem Beschluss stehen, teilen wir. Wir fordern allerdings eine Lösung, die nicht zu neuen Gefahren an anderer Stelle führen. 

Dafür hat der ADFC konkrete Vorschläge entwickelt, die wir in einem Brief an Stadtbaurat Wiesner und Polizeipräsident Hoever zusammengefasst haben. 
In dem Brief heißt es: "… mit großem Interesse aber auch zunehmender Sorge verfolgen wir die Diskussion über die Kennedybrücke. Wie viele andere auch halten wir es für dringend geboten, die Sicherheit von Fußgängern:innen und Radfahrenden bei der Nutzung der Brücke zu verbessern. Nicht ohne Grund haben wir deshalb bereits Anfang letzten Jahres eine Reihe von Verbesserungsvorschlägen für eine Erhöhung der Sicherheit gemacht. 

Durch die Einrichtung eines Einrichtungsradverkehrs auf der Kennedybrücke können zwar ggf. Konflikte im Längsverkehr verringert werden, jedoch wird dies zu mehr Querungsverkehr an den Brückenköpfen führen. Diese sind zum einen aus Platzmangel nicht für noch mehr Querungsverkehr ausgerichtet und zum anderen würde ein erhöhter Querungsverkehr zu Lasten des Kfz- und Bus-Verkehrs auf der B56 gehen. Dabei ist zu befürchten, dass es zu einer Verlagerung der Verkehrsprobleme und Unfallgefahr an den anschließenden Brückenköpfen kommen könnte 
(Unfalltypen 2 + 3). Deshalb halten wir es für erforderlich, dass die möglichen Lösungswege auf ihre Vor- und Nachteile untersucht werden bzw. dass vor einer Änderung der Verkehrsführung für den Radverkehr zunächst die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, damit diese auch einen Sicherheitsgewinn mit sich bringt.  

Wir bevorzugen eine ganzheitliche Lösung zur Erhöhung der Sicherheit. Diese sollte den kompletten Abschnitt vom Bertha-von-Suttner-Platz bis zum Adenauerplatz in den Blick nehmen. Für Radfahrende ist der Bertha-von-Suttner-Platz schlicht eine gefährliche Zumutung. Diese beiden Knotenpunkte werden von den Radfahrenden einheitlich als einer der gefährlichsten Radverkehrsführungen in Bonn eingestuft. Da sie zugleich aufgrund ihrer Zentralität im Verkehrsnetz (bisher) nicht oder kaum umfahren werden können, ist die Dringlichkeit einer guten Lösung für alle Verkehrsteilnehmenden von entscheidender Bedeutung. Wir warten schon länger darauf, dass die Verwaltung der Stadt Bonn hierzu Vorschläge unterbreitet. Das gleiche gilt für die Situation auf der Beueler Seite bis zum Adenauerplatz. Die Ergebnisse der in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie liegen uns noch nicht vor, sollten jedoch bald zugänglich sein und unbedingt vor einer Veränderung der Verkehrsführung miteinbezogen werden. 

Die Probleme auf der Kennedybrücke nehmen auch deshalb zu, weil der Radverkehr zunimmt. Jährlich überqueren 2,6 Millionen Radfahrende die Brücke, in Spitzenzeiten sogar 8.000 Radler täglich. Und wenn die Ziele des Klimaplans der Stadt Bonn umgesetzt werden sollen, wird der Radverkehr sich bis zum Jahr 2035 nochmal fast verdoppeln müssen. Deshalb brauchen wir dringend eine zusätzliche Rheinbrücke für Fußgänger und Radfahrende, wie sie in diesem Jahr noch im Rat beraten werden soll. Sollen zukünftig auch mehr Kinder und Jugendliche, die tagtäglich von Beuel zu den Bonner Schulen pendeln, mit dem Fahrrad statt wie bisher meistens mit Bus und Bahn fahren, dann braucht es zudem eine Knotenpunktgestaltung, die den höheren Sicherheitsbedürfnissen von Heranwachsenden gerecht wird. Viele Eltern lassen ihre Kinder, insbesondere aufgrund dieser gefährlichen Knotenpunkte, nicht mit dem Fahrrad zur Schule fahren.  

Vor allem in den Morgenstunden gibt es von Beuel Richtung Bonn starken Radverkehr über die südliche Seite der Kennedybrücke. Sollte dieser in Zukunft nur über die Nordseite geführt werden, braucht es auf der Bonner Seite entsprechende Aufstellflächen und eine gute Querungsmöglichkeit nach Süden. Im vergangenen Jahr haben wir einen intensiven Austausch mit Busfahrern/innen der SWB zu der Frage geführt, wo wir jeweils höhere Unfallrisiken sehen. Ein besonders gravierender Punkt aus Sicht der Busfahrenden ist dabei die Situation am Belderberg. Der Radstreifen ist dort viel zu schmal. Wenn man den gefährlichen toten Winkel für die Busfahrenden vermeiden will, dürften sich Radfahrende nur noch hinter einem Bus aufstellen. Doch wenn sie das tun, kann kein Fahrzeug mehr rechts in die Sandkaule abbiegen. Und eine hierfür notwendige Aufstellfläche existiert nicht.

Wenn kurzfristig an eine funktionierende und sicherheitserhöhende Einrichtungslösung gedacht wird, sollten vor allem folgende Anforderungen erfüllt werden:

  • Vor und nach der Kennedybrücke sollte konsequent nur ein Fahrstreifen für den geradeausfahrenden MIV/ÖPNV zur Verfügung gestellt werden, um stauträchtige Einfädelungsverkehre zu reduzieren und mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer zu schaffen
  • Umgestaltung der Kreuzungen am Bertha-von-Suttner-Platz und am Brückenforum mit ausreichenden Aufstell- und Querungsflächen für den Fuß- und Radverkehr
  • Aufgabe des freien Rechtsabbiegers am Brückenforum durch ein signalisiertes Rechtsabbiegen oder zumindest durch ein Stopp-Schild für den rechtsabbiegenden Kfz-Verkehr
  • Bessere Sichtbedingungen durch Verlegung des Liefer- und Parkverkehrs am Brückenforum (oder zumindest Begrenzung der Parkvorgänge auf die Zeiten des Ein- und Ausladens, kein Dauerparkplatz so nah am Knotenpunkt
  • Hellere Beleuchtung an allen vier Einmündungen (LED-Beleuchtung)
  • durchgehend rote Einfärbung der Radverkehrsanlagen, um somit eine eindeutige, nachvollziehbare Führung sicherzustellen. Insbesondere sollten die Furten rot eingefärbt und angehoben werden…".
     

Wir sind gerne bereit mit der Stadt Bonn und der Polizeidirektion zu diesem Thema ins Gespräch zu kommen und stehen für einen Meinungsaustausch jederzeit zur Verfügung. Denn das Ziel – mehr Sicherheit für Fußgänger und Radfahrende auf der Kennedybrücke - teilen wird.

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