ADFC & Radentscheid: Politik muss Kurs halten
„Von stadtweitem Verkehrschaos kann keine Rede sein“
In der aktuellen Diskussion um die Verkehrswende in Bonn fordern ADFC und Radentscheid von Stadt und Politik, nicht mitten im Galopp die Pferde zu wechseln, sondern Kurs zu halten. „Es ist klar, dass es auch Widerstand von Autofahrern gibt, wenn sie gewohnte Verkehrsflächen an Radfahrer, Fußgänger sowie die Nutzer von Bussen und Bahnen abgeben müssen“, so der neue verkehrspolitische Sprecher des ADFC, Gerd Billen. „In der öffentlichen Diskussion werden überwiegend etwaige Nachteile für den Kfz-Verkehr thematisiert. Die großen Vorteile der Maßnahmen aus der Perspektive von Fußgängern, Radfahrern und ÖPNV-Nutzern werden hingegen kaum thematisiert“, bedauert der ADFC.
Vor der Sondersitzung des Ausschusses für Mobilität und Verkehr am nächsten Dienstag (17.5.) betont auch der Radentscheid Bonn, wie wichtig es ist, jetzt an den Zielen und Maßnahmen festzuhalten. „Die Bonner Bürgerschaft steht mehrheitlich klar hinter der Verkehrswende. Sie hat die aktuelle Ratskoalition gerade wegen des Versprechens, diese Verkehrswende endlich anzupacken, gewählt und erwartet, dass sie mutig und zügig umgesetzt wird“, so Radentscheid-Sprecher Tobias Mandt.
Gerd Billen hofft, dass die politische Mehrheit im Rat zu ihren eigenen Ankündigungen vor der Wahl steht. „Die Ratskoalition hat sich klar zur Verkehrswende bekannt und diese auch in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten. Daher fordern wir als ADFC Bonn/Rhein-Sieg die politischen Entscheidungsträger auf, entschlossen und mutig die beschlossenen Maßnahmen am Rheinufer zu unterstützen“, so Billen. „Es gibt überhaupt keine sinnvolle Alternative zur konsequenten Umsetzung der Verkehrswendemaßnahmen. Baustellen wird es in Bonn immer geben. Würden wir uns davon abhängig machen, wären wir wieder im verkehrspolitischen Stillstand der vergangenen Jahre. Das kann und will sich Bonn nicht leisten.“
Einzelmaßnahmen der Verkehrswende führen in einem vorhandenen Verkehrssystem zwangsläufig zu kurzfristigen Herausforderungen. „Die Autofahrer, aber auch alle anderen Verkehrsteilnehmer müssen sich erst umstellen und mit den neuen Gegebenheiten umgehen lernen“, so der 2. Vorsitzende des ADFC, Bernhard Meier. Während die Kritik wegen der Staus schnell aufkeime, würden die Umsteigeeffekte auf den Fuß- und Radverkehr sowie den ÖPNV erst mittelfristig eintreten. „Aus diesem Spannungsfeld entsteht für die Politik der Auftrag, dem öffentlichen Druck standzuhalten und der Bevölkerung zu erklären, wie die Einzelmaßnahmen zur Verkehrswende beitragen. Die Verkehrswende wird nicht durch einen großen Wurf erreicht, sondern nur durch eine Fülle an Einzelmaßnahmen.“ Das sich die Bonner bereits umstellen, habe jedoch das vergangene Wochenende gezeigt. „Obwohl der Einzelhandelsverband behauptet, die Stadt sei nicht mehr erreichbar, war die Innenstadt am vergangenen Wochenende so voll, dass die lokale Tageszeitung diesem Thema einen großen Bericht gewidmet hat. Die Menschen in Bonn sind längst dabei, die neuen Möglichkeiten zu nutzen“, so Meier.
Auch die Menschen, die am Rhein flanieren, künftig dort tanzen oder picknicken, Musik hören, mit dem Rad fahren oder skaten, würden die neuen Flächen, die durch das Parkverbot und die Neuregelungen des Verkehrs entstehen, schon bald nicht mehr missen wollen, so Meier. „Häufig ist in den vergangenen Tagen von stadtweitem Verkehrschaos die Rede. Richtig ist, dass Einzelmaßnahmen während eine Umstellungsphase temporär zu lokalen Einschränkungen führen können. Von stadtweitem Verkehrschaos kann jedoch keine Rede sein.“
Bonn brauche nicht weniger, sondern mehr Verkehrswendeprojekte. „Wir dürfen die Verkehrswende nicht bremsen, wir müssen sie beschleunigen. Daher unterstützen wir ausdrücklich die gerade veröffentlichten Pläne zur Schaffung von ,Bönnschen Vierteln‘ in der Stadt.“