
Von links nach rechts: Reinhard Griep, Frank Begemann, Petra Niesbach, Angela Franken, Karin Langer, Franz-Josef Diehl, Gerd Billen © Julia Dick
Ab 2028 nur noch E-Busse – Neuer Nahverkehrsplan soll Velorouten berücksichtigen
Gespräch mit Frau Franken, SWB Bonn, Abt. Planung und Betrieb am 17.5.2025 im katholischen Bildungswerk Bonn
Die Herausforderungen sind enorm, die Ziele ambitioniert: Bei einer Einsparvorgabe der Stadt Bonn von 20 Millionen Euro jährlich soll bis 2026 ein neuer Netzverkehrsplan erarbeitet werden, der eine Steigerung der Busnutzung zum Ziel hat, schneller werden soll und nur noch eine elektrische Mobilität vorsieht.
Frau Franken vom SWB Bonn stand den ca. 20 Teilnehmenden Rede und Antwort und hob zunächst hervor, dass der Bus – bezogen auf die Zahl der beförderten Personen – das sicherste Verkehrsmittel sei. Dabei gibt es dennoch verschiedene Problembereiche wie auch ambitionierte Zukunftsprojekte. Hervorzuheben seien einige Gefahrenpunkte und Konflikte zwischen Radfahrer*innen und Busfahrer*innen. So funktionieren die Umweltspuren nur, wenn sie breit genug sind, um Überholungen zu ermöglichen. Wenn das nicht geht, kann die Fahrzeit nicht eingehalten werden (z.B. Hermann-Wandersleb-Ring). Gefahren entstehen, wenn Busse an Haltestellen überholt werden, aber auch, wenn Busse Radfahrer überholen, weil sie in der Stadt den Mindestabstand von 1,50 m nicht einhalten können.
Hälfte des Nahverkehrs ist schon elektrisch
Die Umstellung der Busflotte von derzeit ca. 220 Bussen auf elektrischen Antrieb ist kostenintensiv und technisch aufwändig, dennoch kommen jedes Jahr 30 neue elektrische Busse hinzu und ab 2028 sollen nur noch Elektrobusse neu bestellt werden.
Neuer Nahverkehrsplan
Um den aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden wird aktuell der Nahverkehrsplan von 2003 komplett überarbeitet mit dem Ziel, dass die Entfernung zur nächsten Bushaltestelle nicht mehr als 300m beträgt (in Außenbezirken 500m) und die Haupt- und Nebenlinien neu sortiert werden. Der Neubau des Busbahnhofs sieht 17 Halteplätze vor, was nicht reichen wird und somit eine Dezentralisierung des Busbahnhofs notwendig macht. Deutlich spricht sich Frau Franken für den Bau der neuen Seilbahn aus, allerdings mit dem Zusatz, dass diese angesichts der Sparvorgaben der Stadt wirtschaftlich betrieben werden muss.
Schneller werden soll sowohl der Radverkehr, als auch der Busverkehr, was durch Schnellbusse, Ampelvorrang für Busse und durch Berücksichtigung der geplanten Velorouten bei der Neuausrichtung des Nahverkehrsplans erreicht werden soll.
Alle Vorhaben sind auch abhängig von ausreichenden und motivierten Busfahrer*innen, was angesichts z.B. des unattraktiven Schichtdienstes schwierig zu erreichen ist.
Frau Franken betonte auf Nachfrage, dass die Fahrradmitnahme in Bussen/Bahnen grundsätzlich zu jeder Zeit – bei Vorrang für Rollstuhl und Kinderwagen – erlaubt ist. Gesonderte Fahrradbusse z.B. den Venusberg hinauf haben sich hingegen nicht bewährt, auch weil E-Bikes mittlerweile dieses Angebot weitgehend überflüssig machen.
Das Problem mit den verschiedenen Leihradsystemen soll zeitnah angegangen werden, ein gemeinsames einheitliches System mit dem Rhein-Sieg-Kreis soll kommen. Auch die Ärgernisse mit der Abstellpraxis von Leihrollern ist im Blick: eine Testung von vorgeschriebenen Abstellflächen im Innenstadtbereich ist in Vorbereitung mit dem Ziel, das nur das Abstellen in vorgesehenen Flächen ein Ende der kostenpflichtigen Nutzung ermöglicht.
Die Frage, was der SWB tun kann, um die vielen Pendler zum Umstieg auf Bus/Bahn/Rad zu bewegen, kommt der Hinweis auf das Problem der Firmenwagen, die das Gros des Pendlerverkehrs und der Unattraktivität des Umstiegs ausmacht.