OB Dörner: Fahrradverkehr muss deutlich gestärkt werden
Fahrradklimatest: „Aufholjagd ist eingeläutet“ – 60 % der Radfahrer fühlen sich unsicher – ADFC fordert Leuchtturmprojekte – Quaedvlieg: Bonn soll das rheinische Paris werden
Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner hat angekündigt, mehr Geld und Personal in die Förderung des Radverkehrs investieren zu wollen. Das sei ein zentrales Thema in den Haushaltsberatungen der nächsten Jahre, sagte Dörner auf einem Pressegespräch des ADFC zu den Ergebnissen des bundesweiten Fahrradklimatests. Bonn hat mit einer Note von 4,2 ein schwaches Ergebnis erzielt und sich im Vergleich zum Ergebnis von 2018 nicht verbessern können. Vor allem das Sicherheitsgefühl, die mangelnde Breite von Radwegen, das Fehlen schneller Radverkehrsverbindungen sowie das schlechte Baustellenmanagement haben die Bewertung der Stadt nach unten gezogen.
„Der Fahrradklimatest des ADFC zeigt deutlich, dass Bonn in Sachen Radverkehr derzeit leider nur Mittelmaß ist. Wir brauchen eine Verkehrswende in Bonn, die nur gelingt, wenn nachhaltige, emissionsarme Arten der Fortbewegung attraktiver werden, sodass noch mehr Menschen darauf umsteigen. Dabei spielt der Radverkehr eine wichtige Rolle. Und mit dem Beitritt zum Radentscheid hat die Stadt Bonn sich ambitionierte Ziele gesetzt, die wir nun angehen werden. Um sie zu erreichen, wird mehr Geld nötig sein, als bislang im Haushalt vorgesehen ist.“
Das Rad könne einen Großteil der Mobilitätsbedürfnisse abdecken und müsse deutlich gestärkt werden. Das betreffe im Speziellen die Fahrradinfrastruktur, unterstrich Oberbürgermeisterin Dörner. Radfahrer hätten den Wunsch, komfortabel, zügig und sicher zu fahren. „Manches wird Zeit in der Umsetzung brauchen, wie etwa das angestrebte durchgehende Radwegenetz. Deshalb benötigen wir zusätzlich schnelle Verbesserungen, um die Verkehrswende auch für die Bonnerinnen und Bonner kurz- und mittelfristig spürbar zu machen, beispielsweise die zusätzlichen Protected Bike Lanes und die Grünpfeile an wichtigen Kreuzungen. Die Ergebnisse des Fahrradklimatests helfen uns, unsere Maßnahmen zu priorisieren.“ Die Note von 4,2 sei eine „riesige Herausforderung“, so Dörner und kündigte an: „Die Aufholjagd ist eingeläutet.“
Mit Blick auf die Umgestaltung der Rheinpromenade appellierte ADFC-Vorsitzende Annette Quaedvlieg an die Oberbürgermeisterin, schon ab diesen Sommer den Autoverkehr am Rhein zu unterbinden, um Platz zu schaffen für Radfahrer und Inline-Skater und für eine Erlebnis- und Freizeitkultur am Rhein. Auch in Paris werde die Uferstraße entlang der Seine im Sommer gesperrt. „Wir wollen das rheinische Paris werden. Dort hat eine sehr fahrradbegeisterte Oberbürgermeisterin die Stadt in kurzer Zeit fahrradfreundlich umgebaut. Das ist ein gutes Beispiel für Bonn.“ Zudem schlug Quaedvlieg vor, kurzfristig Zeichen zu setzen und nannte Verkehrsreduzierungen und Umgestaltungen in der Friedrich-Breuer-Straße in Beuel, auf dem Bonner Talweg in der Südstadt sowie in Kessenich.
Werner Böttcher, der verkehrspolitische Sprecher des ADFC in Bonn, betonte, dass sich laut Fahrradklimatest 60 % der Bonner Radfahrer unsicher fühlen. „Die Radfahrer bewerten Komfort beim Radfahren, Breite und Zustand der Wege in Bonn mit der Schulnote Fünf. Mit solchen Bewertungen werden auch künftig nur diejenigen im Alltag Fahrrad fahren, die das schon immer getan haben.“ Insofern sei es bewundernswert, dass 2020 dennoch 15 % mehr Fahrräder an den Dauerzählstellen in Bonn registriert wurden. Auf der Nordbrücke nahm der Radverkehr sogar um 36 % zu. „Das unterstreicht die Bedeutung und vor allem das Potential eines Radschnellweges entlang des Tausendfüßlers“, so Böttcher. Dörner sagte zu, sich weiterhin für einen Radschnellweg entlang der A565 einzusetzen. Sie verwies auf die Verbreiterung eines Radweges entlang der A40 über den Rhein in Duisburg, der sogar während den Baus nachträglich noch verbreitert wird.