Fahrradclub unterstützt städtische Planungen für breiteren Radweg am Rhein
Große Mehrheit auf der ADFC-Mitgliederversammlung für Verbesserung der Radwege in den Rheinauen – ADFC will emotionale Debatte wieder auf die Sachebene heben
Die Mitgliederversammlung des ADFC-Kreisverbandes Bonn/Rhein-Sieg hat sich am Dienstagabend in einem Meinungsbild nach einer intensiven Debatte mit großer Mehrheit für eine Verbreiterung der zu schmalen Radwege am Rand der Rheinaue zwischen Bonn und Bad Godesberg ausgesprochen. Auch wenn der ADFC viele Kritikpunkte an den Plänen der Stadt teile, die jetzt in der Öffentlichkeit thematisiert werden, komme er letztlich zu dem Ergebnis, dass er das Vorhaben im Landschaftsschutzgebiete Rheinaue nicht torpedieren will. Insbesondere zwischen Langem Eugen und Südbrücke seien die Zustände auf dem zu schmalen Uferradweg nicht nur am Wochenende unerträglich, so das eindeutige Meinungsbild in der Videokonferenz. „Bereits heute geraten dort nicht nur Lastenräder und Räder mit Kinderanhängern im Begegnungsverkehr in Konflikt. Wenn der Zweirichtungsradweg vor allem an den Wochenenden auch von Joggern, Inline-Skatern und Fußgängern genutzt wird, ist dort gefahrloses und entspanntes Radfahren vollkommen unmöglich. Dazu kommt der touristische Radverkehr, der natürlich die rheinnahe Strecke nutzen will“, so der 2. ADFC-Vorsitzende Bernhard Meier auf der Versammlung.
Der ADFC fordere keineswegs ohne Rücksicht auf die Natur eine Fahrrad-Schnellstrecke durch die Rheinaue. „Der Plan wird seit drei Jahren in der Stadt diskutiert und wurde bereits 2019 von den politischen Gremien beschlossen. Wir haben Änderungsvorschläge gemacht, die weniger starke Eingriffe in den Baumbestand zur Folge gehabt hätten,“ so Werner Böttcher, verkehrspolitischer Sprecher der ADFC-Kreisverbandes. „Die scheiterten aber an den von uns nicht beeinflussbaren Rahmenbedingungen.“
Die Radwege, die jetzt verbreitert, verbessert und grundhaft erneuert werden sollen, sind seit 2012 Bestandteil des Verkehrsentwicklungsplanes für Bonn. Der ADFC hatte unter anderem mit der Stadtverwaltung eine andere Führung der Strecke ab dem Bismarckturm auf dem oberen, breiteren Weg, der heute den Fußgängern vorbehalten ist, vorgeschlagen. Dabei sollte gleichzeitig die Strecke für den Radverkehr möglichst durchgängig farbig markiert werden, um Unklarheiten über die Wegeführung zu vermeiden. Diese Vorschläge scheitern nach Angaben der Stadt unter anderem am Denkmalschutz und an den Urheberrechten der Landschaftsarchitekten, die bei Veränderungen im 1979 für die Bundesgartenschau angelegten Park noch immer mitzureden haben.
Auch die durchgängige Verbreiterung auf vier Meter auf der 3,5 km langen Strecke wäre für den ADFC nicht zwingend erforderlich. Allerdings verlangen die Förderbedingungen des Landes hier substanzielle Verbesserungen ohne Unterschreiten der Mindestmaße. „Die ursprünglichen Pläne der Stadt, den Radweg komplett auf dem unteren Leinpfad zu führen, sind ja schon vor Jahren mit Rücksicht auf den Baumbestand aufgegeben worden. Auf die aktive Beleuchtung der Strecke wurde aus Naturschutzgründen in der Planung verzichtet. Aber rund eine Million Radfahrende pro Jahr lassen sich weder verschieben noch wegdiskutieren. Wir reden hier über die meist befahrene Nord-Süd-Verbindung des Radverkehrs in Bonn“, so Böttcher.
Der ADFC hat mit den Experten der Verwaltung über jeden einzelnen der 44 Bäume gesprochen. Dabei ist immer der gesamte Kronenbereich eines Baumes zu betrachten, weil der sich im Wurzelbereich widerspiegelt. „Die Experten der Stadtverwaltung haben uns glaubhaft dargelegt, dass auch die einfache Beseitigung von Wurzelausbrüchen im Asphalt oder das Überbauen der vorhandenen befestigten Strecken die Bäume so sehr beeinträchtigen würden, dass sie nicht erhalten werden können. Da ist uns die gesetzliche Regelung, an Ort und Stelle für jeden Baum einen oder bei größeren Stammumfängen zwei Ersatzbäume zu pflanzen lieber, als das Risiko der späteren Schädigung der Bäume“, so ADFC-Vorsitzender Meier.
Der ADFC ist letztlich auch in Hinblick auf die Sitzung des Naturschutzbeirates, der im Mai noch über die Planung zu befinden hat, zu dem Schluss gekommen, dass die Stadtverwaltung in der komplizierten Gemengelage aus Natur- und Umweltschutz, Denkmalschutz, Urheberrecht und den Förderkonditionen des Landes bzw. der Bezirksregierung Köln als Bewilligungsbehörde hier einen vernünftigen und tragbaren Kompromiss gefunden hat. Die Umsetzung dieses Projekts aufzuhalten, kann nicht Aufgabe des ADFC sein. „Wir sind als ADFC dem Naturschutz verpflichtet. Das kann aber nicht heißen, alles zu lassen, wie es ist. Denn jede Autofahrt, die in Bonn durch eine Fahrt mit dem Rad ersetzt wird, ist ein Beitrag zu aktivem Klimaschutz. Dafür brauchen wir attraktive, komfortable und sichere Radwege, auch in der Rheinaue. Sonst wird das mit der Verkehrswende nichts,“ so Meier.