Radweg Rheinaue: Stadt Bonn muss baumschonendere Planung vorlegen
ADFC: Schlappe für die Planungen der Stadt darf nicht zur Schlappe für den Radverkehr werden – Zahlreiche Vorschläge des ADFC liegen auf dem Tisch
Nach der Entscheidung der Höheren Naturschutzbehörde bei der Bezirksregierung Köln, der Verbreiterung der Rad- und Gehwege in der linksrheinischen Rheinaue die Genehmigung zu versagen, muss die Stadtverwaltung ihre Pläne nun überarbeiten. Dabei hofft der ADFC, dass es der Stadt gelingt, eine Streckenführung vorzulegen, die weniger Eingriffe in den Baumbestand verlangt. Der ADFC hatte in seinen zahlreichen Gesprächen während der Planungsphase mit der Stadt Bonn mehrere Vorschläge gemacht, um die Eingriffe zu reduzieren. Diese wurde jedoch von der Stadt mit Hinweisen auf das Urheberrecht, die Förderbedingungen und technische Zwänge als nicht machbar abgelehnt. „Jetzt müssen wir alle neu nachdenken und hoffen, dass wir eine Lösung finden, die Radfahrern und Fußgängern deutlich bessere Bedingungen bietet, zugleich aber dem Naturschutz Rechnung trägt“, so die ADFC-Vorsitzende Annette Quaedvlieg. „Die Schlappe für die Planungen der Stadt darf nicht zur Schlappe für den Radverkehr werden.“
Der ADFC hatte in seinen Gesprächen mit dem Planungsamt, dem Tiefbauamt und dem Grünflächenamt im Frühjahr dieses Jahres vorgeschlagen, durch Tausch der vorhandenen Fuß- und Radwege und deren moderate Verbreiterung etliche Baumfällungen zu vermeiden. Diese Idee hatte die Stadt aufgegriffen. Allerdings favorisiert der ADFC, schon ab dem Bismarckturm den Radweg vom Rhein nach oben zu führen. Dabei könnte auf eine Verbreiterung der 3,5 m breiten Fußwege verzichtet werden. Der ADFC wäre auch bereit, die Linienführung der Wege zu verschwenken, um Baumstandorte zu umfahren. Auch könnten Engstellen akzeptiert werden. Zudem hatte der ADFC den Bau von Wurzelbrücken und das Überbauen vorhandener Deckenaufbrüche in den Fahrbahnen vorgeschlagen, um das obere Wurzelwerk von Bäumen neben den Rad- und Fußwegen zu schonen. „Diese Vorschläge stehen nach wie vor. Mit der Bekanntgabe der Entscheidung der Bezirksregierung muss die Bonner Stadtverwaltung nochmal zurück auf Los, und unsere Vorschläge, die sie im Frühjahr verworfen hat, noch einmal ernsthaft prüfen“, so Quaedvlieg. Die Fachverwaltungen der Stadt hatten Verschwenkungen und Engstellen abgelehnt, da Bauarbeiten im Bereich der Baumkronen die Wurzeln so schädigen würden, dass die Bäume vorsorglich gefällt werden müssten.
Zudem sollten sich die städtischen Planer endlich von der Vokabel Radschnellroute verabschieden. „Es geht nicht um schnelles Radfahren im Naherholungsgebiet. Es geht um Verkehrssicherheit auch für Rad fahrende Kinder und Radler, die mit Anhängern, breiten Packtaschen und Lastenrädern unterwegs sind. Die kommen nämlich zurzeit auf den beengten Wegen kaum aneinander vorbei“, so der 2. Vorsitzende Bernhard Meier. Für den ADFC ist klar, dass die 1979 gebauten Radwege nicht mehr dem heutigen Bedarf entsprechen. Die Anzahl der Radfahrer, der Naherholung Suchenden, der Touristen und Pendler hat sich erheblich erhöht, Art und Qualität der Räder haben sich verändert. Lastenräder, Kinderanhänger und Pedelecs sind in den vergangenen Jahren dazu gekommen. Immer mehr Menschen teilen sich den vorhandenen Raum in der Rheinaue. „Die Stadt muss dort die Verkehrssicherheit erhöhen und durch Neuaufteilung der Verkehrsflächen die Konflikte zwischen Radfahrern und Fußgängern minimieren“, so Meier. „Dazu sind die Verbreiterung und Verbesserung der Wege unbedingt erforderlich.“ Zudem fordert der ADFC die Stadt auf, die Alternativrouten zur Rheinaue auszubauen, um den wachsenden Radverkehr zu bewältigen.
Der ADFC will das Radfahren stärken, nicht nur weil Radeln Spaß macht, gesund ist und auf innerörtlichen Strecken meist das effizienteste Verkehrsmittel ist, sondern auch, weil es umweltschonender, leiser, stadt- und naturverträglicher ist. „Radfahren ist Teil der Lösung zur Begrenzung der Klimakrise. Radfahren verursacht keine Emissionen, es nimmt weniger Flächen in Anspruch als Auto, ÖPNV oder Bahn. Radfahren ist klimafreundlich, denn das beste CO2 ist das, das gar nicht produziert wird. Jeder Autofahrer, der werktäglich fünf Kilometer Arbeitsweg mit dem Rad statt mit dem Auto zurücklegt, spart 350 kg CO2 im Jahr ein“, so Werner Böttcher, Verkehrspolitischer Sprecher des ADFC in Bonn.