Rund 800 Radler demonstrierten gegen Autobahnprojekt Rheinspange
Mehr als 30 Umweltgruppen aus Bonn, Köln, Erft- und Rhein-Sieg-Kreis lehnen Autobahnpläne zwischen A59 und A555 ab
Über 30 Umweltgruppen, Bürgerinitiativen und verkehrspolitische Verbände wie der ADFC und VCD haben am Freitag gegen die Pläne zum Bau einer Autobahnverbindung zwischen A59 und A555 protestiert. Vier Demonstrationszüge aus Bonn, Bornheim, Köln und Porz mit insgesamt rund 800 Teilnehmern radelten zu den zentralen Kundgebungsorten in Sürth und Langel/Zündorf, um gegen die Beeinträchtigung der Naturräume zwischen Niederkassel und Langel sowie in Bornheim und Wesseling zu protestieren. Zudem befürchten die Initiativen zunehmenden Verkehr auch und gerade in den anliegenden Rheinorten.
In Bonn hatten sich am Nachmittag fast 200 Demonstranten auf Initiative des ADFC in Bewegung gesetzt, um an der Nato-Rampe Niederkassel nördlich von Rheidt, wo eine der Trassenvarianten den Rhein queren könnte, gegen die Pläne zu protestieren. Bis Rheidt war die Zahl der Demonstranten nach Aussage der Polizei auf 300 angestiegen durch weitere Radfahrer aus Bergheim, Mondorf, Niederkassel und Rheidt. Gleichzeitig hatten sich rund 220 Demonstranten auf der gegenüberliegenden Seite in Bornheim-Widdig versammelt. Die Demonstranten waren von der Bornheimer Innenstadt nach Widdig gefahren, wo sie von mehreren Initiativen und dem ADFC Bornheim erwartet wurden.
Auf der Kundgebung in Niederkassel sagte Dr. Peter Lorscheid, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC im Rhein-Sieg-Kreis: „Alle reden von der Verkehrswende, doch das tatsächliche politische Handeln sieht leider noch immer anders aus. In den nächsten Jahren sollen in Deutschland fast 1000 km neue Autobahnen gebaut werden. Ob in Hessen am Dannenröder Forst, ob die Verlängerung der Stadtautobahn in Berlin oder eben hier über den Rhein zwischen Köln und Bonn: Wer für solche Schnellstraßen Schneisen in die Landschaft schlägt, wer auf diese Weise Asphalt sät, der wird noch mehr Autoverkehr ernten“, so Lorscheid. „Hier eine Autobahn über den Rhein zu bauen, ist schlecht für das Klima, ist schlecht für die Natur und schlecht für die Menschen, die hier leben. Und zwar unabhängig davon, wo die Trasse genau hinsoll: hier zwischen Rheidt und Niederkassel oder weiter nördlich im Langeler Bogen. Diskussionen über den Verlauf der Trasse oder über Brücke und Tunnel lenken vom Grundübel ab, nämlich dass hier die autogerechte Verkehrspolitik des letzten Jahrhunderts fortgeführt werden soll.“ Die Rheinquerung als A 553 werde noch mehr Verkehr in den Orten links und rechts des Rheins, aber auch auf der durch Bonn führenden Stadtautobahn A565 bringen. Die Politik solle nicht in Autobahnen investieren, sondern „in Radwege und den Ausbau der Stadtbahn zwischen Köln und Bonn“.
Der Bornheimer ADFC-Sprecher Stefan Wicht appellierte auf der zeitgleichen Kundgebung am Rhein in Widdig an die Politik, das Projekt zu stoppen und sich für den Ausbau des Bahnverkehrs einzusetzen. Wicht forderte vor rund 220 Demonstranten für den ADFC insbesondere eine Verstärkung des Bahnverkehrs zwischen Köln und Bonn und den Bau des 3. und 4. Gleises. Auch der Güterverkehr gehöre in der Region stärker von der Straße auf die Schiene. Zudem könne eine bessere Verbindung der Ortsteile im Vorgebirge und eine schnelle Erreichbarkeit der Arbeitsplatzschwerpunkte durch gute Radwege, getrennt vom Autoverkehr, einen Teil der automobilen Pendlerströme auf den Radverkehr verlagern.
Am Abend trafen die Demonstranten aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis mit den Kölner Gruppen an den gegenüberliegenden Nato-Rampen in Sürth und Langel/Zündorf zusammen. In Sürth kamen rund 200 Demonstranten überwiegend aus Köln zusammen, gegenüber in Zündorf/Langel knapp 400. Clemens Rott, Sprecher der Bürgerinitiative Porz-Langel gegen die Autobahnquerung 553, betonte auf der Kundgebung: „Das Hauptargument der lokalen Politik, dass nämlich die Rheinspange A 553 Entlastung für den örtlichen Verkehr bringt, ist durch die fundierte Analyse der Autobahn GmbH selbst widerlegt. Das Gegenteil ist der Fall. Deshalb appellieren wir an die politischen Entscheidungsträger: Stoppen Sie die Planung und den Bau der Rheinspange!“
Der Verkehrsclub VCD Bonn/Rhein-Sieg/Ahr fordert ebenfalls den Verzicht auf die Autobahnbrücke über den Rhein und stattdessen den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. „Die Rheinspange ist für den VCD ein Dinosaurier jahrzehntelanger Straßen-Vorrang-Politik. Statt einer neuen Autobahn brauchen wir den Ausbau der Schiene in unserer Region und der Stadtbahn Bonn-Niederkassel-Köln, klimagerecht und von allen Menschen zu nutzen“, so VCD-Vorstandsmitglied Karl-Heinz Rochlitz.