Kommunalwahl 2025 - die Forderungen des ADFC für die nächsten fünf Jahre - ADFC Bonn/Rhein-Sieg

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Bonn/Rhein-Sieg e. V.

Kommunalwahl 2025 - die Forderungen des ADFC für die nächsten fünf Jahre

In den vergangenen Jahren hat sich in Sachen Radverkehr viel getan in Bonn. Doch die Entwicklung stagniert. Zur Kommunalwahl hat der ADFC die Schwerpunkte für die nächsten Jahre formuliert. (Unten am Text weitere zum Thema gehörende Artikel)

Die neue Ratsmehrheit aus Grünen, SPD, Linken und Volt hatte sich nach der vergangenen Kommunalwahl 2020 vorgenommen, den ÖPNV und auch den Radverkehr stark zu fördern. Was hat sich seitdem in Bonn getan? Was wurde angepackt, was ist liegen geblieben? Vor der Kommunalwahl am 14. September zieht unser 2. Verkehrspolitischer Sprecher in Bonn, Frank Begemann, Bilanz und formuliert die Forderungen an die nächste Stadtregierung..

Der bundesweite Fahrradklimatest des ADFC und des Bundesverkehrsministeriums zeigt es: Bonn hat seine Bewertung seit 2022 leicht von 3,8 auf jetzt 3,6 verbessert. Dadurch überholte Bonn die Stadt Braunschweig und kam unter den 25 deutschen Städten zwischen 200.000 und 500.000 Einwohnern auf einen beachtlichen fünften Platz. In Nordrhein-Westfalen liegt Bonn hinter Münster damit auf dem zweiten Platz, gefolgt von Aachen und Bielefeld (jeweils 3,78) und Bochum (4,08). Im Fahrradklimatest 2020, also noch vor dem Start der Umsetzung der Ziele des Bonner Radentscheids, lag Bonn noch mit der Schulnote 4,2 bundesweit auf Rang 14.

Erfolge der letzten 4 Jahre

In Bonn hat sich viel für den Radverkehr getan. Deutliche Verbesserungen der Radverkehrsinfrastruktur sind beispielsweise

  • die Kappung des Cityrings vor dem Hauptbahnhof
  • die Radspur auf der Rathausgasse Richtung Rhein („Uni trifft City“)
  • die neue Radspur auf der Oxfordstraße
  • der verbreiterte Radweg durch die Beueler Rheinaue
  • der anschließende Rheinuferweg in Niederdollendorf (Dank an Königswinter)
  • die verkehrsberuhigte Neugestaltung der Fahrradroute am Bonner Rheinufer
  • die Gestaltung der Guido-Westerwelle-Brücke
  • der neue Radweg als Lückenschluss entlang der B56
  • die Sanierung des Alten Fahrwegs kurz vor dem Marienhospital hinauf zum Venusberg.

Bei der Adenauerallee wurde anlässlich der dort dringend erforderlichen Kanalsanierungen eine wesentliche Verbesserung für die Sicherheit der Radfahrenden erreicht, die dorthin zum Beethoven-Gymnasium, zu den Universitätsinstituten oder zu ihren Arbeitsplätzen bei den großen Arbeitgebern fahren müssen.

Die gegenwärtige Entlastung der Kaiserstraße vom motorisierten Individualverkehr Richtung Süden lockt viele Radfahrende an, obwohl die gefühlte „englische“ Verkehrsregelung verwirrend und für viele Verkehrsteilnehmer nicht klar ausgeschildert ist.

Einzelne Fahrradstraßen wurden inzwischen als solche markiert und ausgeschildert. Die Ringstraße und Pützchens Weg sind gelungene Beispiele, wie Fahrradstraßen auf wichtigen Hauptrouten die Sicherheit erhöhen und das Radfahren attraktiver machen.

Ausbau der Abstellmöglichkeiten

Neben den Neuerungen an Radwegen wurden auch die Radabstellmöglichkeiten stark ausgeweitet. Die vier neuen Fahrradparkhäuser am Frankenbad, am Stiftsplatz, vor dem Beueler Bahnhof und Beueler Rathaus sind ein guter, wenn auch nicht ausreichender Schritt hin zu mehr gesicherten Abstellanlagen für Fahrräder. Sie sind für manche Räder vielleicht noch nicht groß genug und die Nutzenden müssen sich erst noch an die neuen Mietsysteme gewöhnen, aber sie bieten neue Erleichterungen, um Räder auch mit Gepäck abzustellen. Einig sind sich alle Betroffenen, weitere Fahrradparkhäuser sollten größere Boxen bieten.

Zusätzlich gibt es inzwischen eine ganze Reihe von Mobilboxen und sonstigen Radabstellanlagen an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet, gerade auch an Umsteigeorten von und zu Bussen und Bahnen wie beispielsweise an den Bahnhöfen Bad Godesberg, Mehlem oder UN-Campus.

Vielleicht nicht ganz so offensichtlich wie die Radwege und Parkmöglichkeiten wurden auch etwas unauffälligere Erleichterungen eingeführt wie zahlreiche grüne Pfeile für den Radverkehr oder die Öffnungen von Einbahnstraßen in Gegenrichtung nur für Radfahrende.

Bei den Planungen wurden zwei große Meilensteine erreicht. Im Dezember 2023 beschloss der Rat das Radverkehrsnetz mit Haupt- und Pendlerrouten sowie Radschnellwegen. Es bietet nun eine solide Grundlage für künftige Ausbaumaßnahmen von Radwegen.

Zudem wurde eine Machbarkeitsstudie mit einer Potenzialanalyse zum Bau einer neuen Rheinbrücke nur für den Rad- und Fußverkehr in Auftrag gegeben. Diese neue Rheinbrücke muss die völlig überlastete Kennedybrücke entlasten und soll die Beueler Rheinseite zusätzlich mit der Bonner City verbinden.

Was muss in Sachen Radverkehr in den nächsten 5 Jahren geschehen?

Diese unbestrittenen Erfolge können nicht darüber hinwegtäuschen, dass es noch sehr viel zu tun gibt, um den Anteil des Radverkehrs auf über 25% zu steigern und weitere Menschen zum Umstieg aufs Rad zu bewegen. Angesichts der hohen Zahlen von 150.000 Einpendlern und 60.000 Auspendlern täglich ist der Ausbau von sicheren und zügig befahrbaren Radwegen, die möglichst baulich von anderen Verkehrsaufkommen getrennt geführt werden sollten, essenziell.

Hier kommt dem Vorschlag von ADFC und Radentscheid zu 10 Velorouten, die wirklich sichere und lückenlose Verbindungen durch Bonn und ins Umland schaffen, die größte Bedeutung zu. Sie müssen deutlich markiert und intuitiv beschildert werden, damit das damit entstehende Radnetz von den Menschen auch wirklich erkannt und angenommen werden kann. Die 10 Velorouten sollten umgehend geprüft, in der Öffentlichkeit zur Diskussion gestellt und zwischen allen Beteiligten abgestimmt und zügig als prioritäre Planungsgrundlage verabschiedet werden. Sodann müssen diese Routen schnell optimiert und gemäß ihrem Standard und Sicherheitsanforderungen umgesetzt werden.

Dazu gehört auch das große Leuchtturmprojekt einer 4. Rheinbrücke nur für den Rad- und Fußverkehr. Die Machbarkeitsstudie mit ihrer Potenzialanalyse muss schnell veröffentlicht, ausgewertet und diskutiert werden. Die nächsten Planungsschritte müssen umgehend erfolgen, damit die neue Brücke nicht auf die lange Bank geschoben, sondern in absehbarer Zeit auch gebaut wird. Wir setzen uns für diese Brücke zwischen Ringstraße und Zweiter Fährgasse ein, da sie hier ein zentraler Bestandteil einer der 10 Velorouten ist.

In Verlängerung der Veloroute von der genannten 4. Rheinbrücke durch die Ringstraße sollten rasch die konkreten Planungen für die stillgelegte Schienenstrecke („Kautexbahn“) zwischen dem Beueler Bahnhof bis nach Sankt Augustin-Hangelar (Streckennummer 9613) umgesetzt werden. Auch ohne Entwidmung der Strecke als Bahntrasse sollte hier für einen realistischen Zeitraum von zunächst ca. 20 Jahren ein Radweg ähnlich des Bröltalradwegs umgesetzt werden. Das wäre eine attraktive und sichere Radverbindung von Sankt Augustin direkt Richtung Bonner Südstadt und Venusberg (über die neue Rheinbrücke) oder auch Richtung Ennertbad und Südbrücke. Der Kautexbahnradweg wäre in Verbindung mit der neuen Rheinbrücke und der anschließenden Route Richtung Venusberg eine zweite, zentrale Ost-West-Verbindung über den Rhein hinweg.

Außerdem liegen uns die folgenden Maßnahmen besonders am Herzen:

  • Alle Universitätseinrichtungen, Schulen, Kitas und zentrale Freizeiteinrichtungen wie Sportplätze, Schwimmbäder und öffentliche Bibliotheken sind insbesondere für Kinder und Heranwachsende sicher mit dem Rad zu erreichen. Sie sollen ihre Räder dort trocken und sicher abstellen können.
  • Weiterhin muss die Stadt den Ausbau von sicheren Abstellanlagen für Fahrräder in eigenen Fahrradparkhäusern, sonstigen Parkhäusern und Tiefgaragen sowie in Mobilstationen an wichtigen Umsteigepunkten zwischen ÖPNV und Fahrrad wie „Bike and Ride“-Plätzen vorantreiben.
  • Die Stadt Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis sollen sich verstärkt für den bereits im Jahr 2017 von beiden Körperschaften geforderten Radschnellweg entlang der A565 (Tausendfüßler) gegenüber dem Bund und der Autobahn GmbH einsetzen. Beim Land NRW wirkt sie darauf hin, dass der Radschnellweg an der A565 von Endenich bis Bonn-Beuel in den (noch zu erstellenden) Bedarfsplan für Radschnellwege des Landes aufgenommen wird.
  • Wir fordern die Stadt Bonn auf darauf zu drängen, beim Neubau der Friedrich-Ebert-Brücke (A565, sog. Nordbrücke) Radschnellwege auf beiden Seiten einzuplanen.
  • Beim Neubau des Zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB) muss eine sichere Radwegeführung an der Maximilianstraße bis Ende 2030 umgesetzt werden.

Um all diese Schritte zu gehen und weitere Erfolge zu erzielen, sind schnellere Entscheidungsprozesse, eine gute und verständliche Kommunikation der Vorhaben und die zügige Umsetzung all dessen in der Bonner Stadtverwaltung erforderlich. Konkret empfiehlt der ADFC daher:

  • Bündelung der für die Mobilitäts- und Verkehrsaufgaben zuständigen Verwaltungseinheiten in einem eigenen Amt für Mobilität und Verkehr
  • Konsequente finanzielle und personelle Absicherung der Maßnahmen, die für die Umsetzung der Ziele des Radentscheids Bonn erforderlich sind
  • Intensive Kommunikation der Umsetzung der Mobilitätswende in Bonn, dem Rhein-Sieg-Kreis und den Kommunen, insbesondere zum Radverkehrsnetz in Bonn.
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